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TAIFUN TAIFUN • Die Unberührbaren
Roman von Dietrich von Oppeln

386 S. • € 18,90 (keine Versandkosten)
ISBN 978-3-943648-03-4
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Erschienen im LEMURIA-VERLAG
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Fragen und Anmerkungen zum Buch:
taifun@taifun-roman.de

Aus Kapitel 12

Wer bist du?

Am Abend nach dem Film kam Thai wieder mit zu ihr.
»Ich komme nur mal kurz zu dir hinauf ... aber nur kurz.«
Sie saßen auf der schmalen Couch in ihrem Zimmer und diskutierten über das, was sie gesehen hatten. Das heißt, er sprach die meiste Zeit, während sie sich immer näher an ihn herankuschelte. Das hatte sie schon früher manchmal getan, aber diesmal war es anders - und er spürte es.
Mit Herzklopfen und trockenem Mund nahm sie seine Hand und legte sie an ihre Brust.
Sie sah so wunderschön aus, so rein. In ihren Augen war so ein unschuldiges Bitten.
»Bitte berühre mich ... sei da ... ich sehne mich nach dir ...«
An diesem Abend küsste Thai Shawna zum ersten Mal - zum ersten Mal wirklich. Klar hatte es vorher schon Küsschen gegeben, so wie unter Freunden, aber dies war anders ... und in diesem Kuss war eine Erinnerung ... eine Erinnerung an eine andere Zeit.
Danach hielten sie sich an den Händen. Beide zitterten ... schauten sich nicht an ... blieben für Minuten reglos sitzen.
»Wer bist du? Um Gottes Willen, Thai ... wer bist du ...?«
Er wandte sich Shawna zu. Es war nicht mehr Thai. Dieses Gesicht war das Gesicht eines gereiften Mannes, ernst und strahlend zugleich, voller Würde und Weisheit. Shawna wurde es unheimlich. Die Augen waren durchdringend, der schmale Mund hatte eine Spur von Weisheit und einer gewissen Verachtung. Die Züge sprachen von Stolz und Edelmut. Es war das Gesicht eines Indianers.
Thai schüttelte seine Dreadlock-Mähne und lachte fröhlich. Er ahnte, was Shawna gesehen hatte. Er konnte es an ihren Augen ablesen.
Sie sprang entsetzt auf und schaute ihn lange an. Sie schüttelte den Kopf in unglaublichem Erstaunen. Dann ging sie zu einem Regal und kam mit einem Buch zurück.
»Taifun. Ich muss dir das zeigen ... dies hier. Dieses Buch habe ich mal im Urlaub gekauft ... da ist irgendwo eine Zeichnung oder eine Fotografie oder so was ... hier, schau ...!«
Aufgeregt blätterte sie die Seiten von vorne nach hinten durch. Dann tippte auf sie auf ein Bild. Es war die Zeichnung eines Indianers in seinen besten Jahren. Es war der Häuptling eines inzwischen weitgehend ausgestorbenen Indianerstammes. Über seinen Namen war nichts bekannt.
Thai schaute das Bild lange an, ohne ein Wort zu sagen ... aber man konnte ihm die innere Bewegung ansehen.
»Wahrlich ein großer Krieger ...«, sagte er dann.
»Ein Schamane von großer Weisheit ... ich wollte, ich wäre ihm begegnet.«

Einige Tage später erzählte er Sirian davon.
»Sie hat mich gesehen. Ich meine nicht, dass sie mich erkannt hat, aber sie hat mich gesehen ... und es wird nicht lange gehen, bis sie alles weiß ... und dann ist die Zeit gekommen ... aber dann wird vielleicht alles noch viel schwieriger oder leichter ... aber wie kann ich sie schützen ... sie fühlt doch alles ... wann wird diese Wand brechen ... wann wird sie das ganze Bild sehen wollen ... und was dann ...? Vielleicht nehme ich sie ja einmal mit zum Berg ... aber wann? Ja, sie war schon einmal da, zusammen mit ihren Eltern. Sie erzählte mir davon. Von dort hatte sie auch das Buch. Ich hatte große Mühe, ihr nicht alles zu verraten. So viel fügt sich bereits zusammen ...«

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