Sie nimmt Kontakt zu ihm auf. Wieder in Freiheit, wird ihr
Zuhause seine "Wahlfamilie". Steffen ist als Autor erfolgreich, "jedoch
durch langes Wegsperren dem Leben entfremdet"; hinzu kommen Schulden,
Prozesskosten, Probleme am Arbeitsplatz, mit Frauen. "Seine
Gemütsverfassung schwankte, er brauchte Mut in Form von Whiskey,
aber mehr noch Mitmenschlichkeit. Mein gesichertes bürgerliches
Leben verlor sein Selbstverständnis." Ihre Erinnerungen geben
Einblick in Steffens "Stolperpartie" nach der Haft, werden zum
berührenden Nachruf.
Bronikowski, 1922 in Sande bei Hamburg geboren, wird nach dem Studium
der Zeitungswissenschaft als DRK-Schwesternhelferin ausgebildet zur
Versorgung von Bombenopfern im Zweiten Weltkrieg. Jahre später
wird sie Mitstreiterin gegen die Aufrüstung und Atomenergie. In
zahlreichen Büchern hat sie ihre Jugend im Nationalsozialismus
literarisch verarbeitet, es gibt Lyrikbände, Hörspiele.
Seit 1975 besucht sie mit einer Gesprächsgruppe einmal
wöchentlich die Justizvollzugsanstalt Freiburg, um sich mit
Gefangenen zu treffen; eine Art Brücke herzustellen von drinnen
nach draußen mit der Möglichkeit, "etwas gegen die
Abstumpfung und Verrohung der Insassen zu tun, das gegenseitige
Verständnis zu fördern". In "Streiflichtern" porträtiert
sie inhaftierte Teilnehmer, die von der "familiären Hölle"
berichten, Sehnsucht nach einem sinnvollen Leben haben, vom Urlaub auf
den Bahamas träumen oder stolz vom Schulabschluss erzählen.
Zur Belastungsprobe wird die Betreuung eines entlassenen Gefangenen,
der sie mit den "Schattenseiten menschlicher Existenz" konfrontiert.
Sie macht sich "auf die Suche nach dem Menschen hinter der Akte". Es
gelingt ihr, "ihm zu Selbstachtung und Würde zu verhelfen, die im
Anstaltsleben oft verloren gehen". Dies alles mit dem schönen
Lebensmotto: "Du bist mir etwas wert."
Für ihr ehrenamtliches Engagement hat Rosemarie Bronikowski das
Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Ihr Herzenswunsch ist es, dass
das neue Buch einige Leser dazu ermutigt, sich im Strafvollzug zu
engagieren.
Buchtipp: Irgendwann wird man mich zu Ende denken. Berlin:
edition fürsatz im Trescher Verlag 2003. 165 Seiten, 12 EUR
Kontakt: rbronikowski@aol.com
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